Stefania Batoeva - IN CONTROL

25 Feb – 14 Apr 2012
Exhibition view Galerie koal / 2012
His Master’s Voice / 2011 / Video 2min (loop), sound, reel-to-reel player, screens / 236 x 62 x 12,5 cm
en

IN CONTROL  25.02. — 14.04. 2012 / Galerie koal

No less than two pieces of the exhibition “In Control” deal with the subject of weather – a sphere that is even until today beyond human control. The work “Weather Piece” (2011) though, has literally caught a piece of weather – a small glass case has become home to an endless shower of rain and therefore contains the uncontainable. 

The  video installation “His Master’s Voice“ (2011) shows a tropical thunderstorm raging on two screens. Palm trees are bent by gusts of wind and rain, houses are unroofed, pylons snapping. Here, the set up of the installation contradicts the ravaging forces, as it seems as if a small device – an old reel-to-reel player, installed between the two screens – is controlling the spectacle of nature. Not only does the position of the player between the screens suggest that it is the source of the film, it also appears as if the small device is responsible for what happens on screen: Whenever the tape stops, the sound of the roaring wind fades and whenever there is a turn in direction of the reels the wind changes its direction, too. The title, “His Master’s Voice“, reflects the immanent ambivalence of the work. On the one hand it alludes to the idea of a force beyond human control and imagination that manifests itself in the storm. On the other hand it is in fact the brand’s name of the reel-to-reel player. Therefore, the nature of the events remains unsettled. 

Having dealt with impacts of gravity in the past and with the idea of its reversal in particular, for “In Control”, Stefania Batoeva is investigating means of influence in more general terms. Because even beyond the laws of physics, for example in our imagination, things exist in relation to one another, control or change each other, or at least try to do so. In doing so, Batoeva is also concerned with aspects of control in regard to formal questions: What visible and invisible forces are significant? Which aspect gains the upper hand, controls the shape and determines the aesthetic of an object?

In the case of the piece “Give And Take” (2012) the distribution of parts seems to be evident: The heavier bowling ball pushes softer rubber ball against the wall. The latter looses its round shape and has to act passively as some sort of cushion that absorbs the seemingly imminent collision of the ball with the hard and relentless wall.

Batoeva also investigates, as described above in regard to the pieces dealing with weather, the freedom and limitations in the way we think and perceive. Again and again she creates scenarios in which the actual qualities of her objects are replaced by fictitious ones and thus uses her works to confront pre-established notions with the actual experience. Another example of this within the exhibition would be a series of sculptures made out of glasses that stick together like magnets and therefore, in contrast to the viewer’s expectations, are prevented from crashing to the ground (“Still I“, “Still II“, “Still III“, 2012).

de

IN CONTROL  25.02. — 14.04. 2012 / Galerie koal

Gleich zwei Arbeiten der Ausstellung „In Control“ befassen sich thematisch mit Wetterphänomen und damit mit einer Sphäre, die sich bis heute eigentlich der Einflussnahme des Menschen entzieht. Doch die Arbeit „Weather Piece“ (2011) hat beispielsweise buchstäblich ein Stück Wetter eingefangen. Im Innern eines Glaskastens zeigt sie einen andauernden Regenschauer und fasst damit das Unfassbare.

In der Video-Installation „His Master’s Voice“ (2011) tobt ein Tropensturm über zwei Bildschirme. Wind- und Regenböen peitschen über Palmen hinweg, Dächer werden abgedeckt und Stromästen umgeknickt. Hier ist es die Anordnung der Installation, die dem chaotischen Wüten der Elemente entgegensteht: Ein kleiner Apparat – ein altes Spulenbandgerät, das zwischen den Bildschirmen angebracht wurde – scheint das Naturspektakel zu kontrollieren. Nicht nur, dass mit der Position des Spulenbandgeräts zwischen den Bildschirmen die Quelle der Filme suggeriert wird, vielmehr entsteht auch der Eindruck, dass der kleine Apparat das Geschehen auf den Bildschirmen vorgibt: stoppt das Band, so ebbt auch der tosende Wind plötzlich ab; ändert sich seine Abspielrichtung, so ändert sich auch die Windrichtung. Der Titel „His Master’s Voice“ nimmt die immanente Widersprüchlichkeit der Arbeit, die sich letztlich aus der Gegenläufigkeit von Inhalt und Form ergibt, auf. Einerseits spielt er auf die Vorstellung an, dass sich in den Sturmgewalten eine Macht jenseits der menschlichen Kontrolle und Vorstellung offenbart. Andererseits handelt es sich aber auch um den Herstellernamen des Spulenbandgeräts. So bleibt der Status des Geschehens in der Schwebe.

Nachdem sich Stefania Batoeva in der Vergangenheit mit den Auswirkungen der Schwerkraft und insbesondere mit der Idee ihrer Aufhebung auseinandergesetzt hat, untersucht sie in der Ausstellung „In Control“ generelle Möglichkeiten von Beeinflussung. Auch jenseits physikalischer Gesetzmäßigkeiten, etwa in unserer Vorstellungswelt, existieren die Dinge in Abhängigkeit voneinander, kontrollieren und verändern sich gegenseitig oder versuchen zumindest dies zu tun. Dabei geht es Batoeva auch um den Aspekt der Kontrolle im Hinblick auf ästhetische Fragestellungen: Welche sichtbaren oder auch unsichtbaren Kräfte sind hier maßgeblich? Welcher Aspekt erringt die Oberhand, kontrolliert die Form und bestimmt die Ästhetik eines Objekts?

Im Fall von „Give And Take“ (2012) scheint dies klar auf der Hand zu liegen: Die kleinere, aber schwerere Bowlingkugel drückt den größeren, aber auch weicheren Gummiball an die Wand. Letzterer büsst dabei seine runde Form ein und muss passiv als Kissen fungieren, dass eine vermeintlich bevorstehenden Aufprall der Kugel auf die harte und unnachgiebige Wand abfedern muss.

Zum anderen untersucht Batoeva, wie bei den oben beschriebenen Wetterarbeiten, Freiheiten und Abhängigkeiten in unserem Denken und Wahrnehmen. Immer wieder werden von ihr Szenarien entworfen, in denen die tatsächliche Eigenschaften der Objekte durch fiktive ersetzt werden. Ein weiters Beispiel innerhalb der Ausstellung wäre eine Reihe von Skulpturen, bei der sich Gläser wie Magneten verhalten und so, entgegen der Erwartungen des Betrachters, nicht auf dem Boden zerschellen („Still I“, „Still II“, „Still III“, 2012). Auf diese Weise spielt Batoeva mit ihren Arbeiten die konkrete Wahrnehmung der Objekte gegen bereits bestehende Vorstellungen aus, fordert Aufmerksamkeit und Reflexion.