Daniel Biesold, Dennis Feddersen, Drei Hamburger Frauen, Kai Klahre, Ingo Mittelstaedt, Niels Sievers - alles/nichts/oder

5 Jun – 31 Jul 2010
Dennis Feddersen Installation view Galerie koal / parasite #21 / 2010 / Biegeholz, Schrauben
Daniel Biesold Exhibition view Galerie koal / 2 x "o. T.“ / 2010 / 150 x 150 cm / Mischtechnik auf Leinwand/Holz
Niels Sievers System 2 / „L" / 2010 / 190x170cm, Öl auf Leinwand / „R" /  2010 / 190x170cm, Öl auf Leinwand
Ingo Mittelstaedt Exhibition view Galerie koal / loss (#4/#5#2) / 2010 / Pigmentprint auf Büttenpapier / 125 x 100 cm
3 Hamburger Frauen Exhibition view Galerie koal / Tafelbild / 2010 / Mischtechnik auf Ausstellungswand / 600 x 340 cm
Kai Klahre Exhibition view Galerie koal / Öl auf Kupfer oder Aluminium / 2010
en

Galerie koal is pleased to present, as of June 4, 2010, an exhibition project by the documentary filmmaker (e.g. Ich. Immendorff) and art aficionado Nicola Graef. Under the title alles/nichts/oder (all/nothing/or), works by artists represented by the gallery encounter the figurative positions of Kai Klahre, Niels Sievers and 3 Hamburger Frauen. 

Statement on the exhibition by Nicola Graef:
there it hangs, the canvas, all but entirely white, almost nothing, seemingly nothing. for in the paintings by the berlin artist daniel biesold (*1964) everything is concealed in nothingness. the viewer is left to his own devices in tackling this nothingness, if he engages, he will be able to see all, if he is rushed, he will quite possibly see nothing, if he queries the point to all this, it will already be too late,… when figures dissolve, disquiet ensues. the type of disquiet that demands quick understanding. however, ready-made explanations are not to be had from the nuremberg-based painter kai klahre (*1981), either. on his tiny pictures of up to 10 centimetres, figures struggle free from the paint while equally being devoured by the same paint. what appears here is the eternal strife between being and nothingness, between devotion and surrender. klahre‘s figures seek the support of form to reassure themselves – but this, in turn, implies doubt, the search for and vanishing of any trace of identity; what remains is a struggle for affirmation in the image space, wrestling for the guardianship of meaning between person and form…
berlin photographer ingo mittelstaedt (*1978), by contrast, captures form, stages it. there is much to see, layers of colour, as though stacked one above the other, distortions of form. yet the meaning of what has been seen is loath to clarify itself. there is something, it might be a figure or is it an abstract arrangement or even a mere shadow? a stack of paper bundled off beyond recognition? nothing is what it seems and yet everything seems plausible in these photographs… all or nothing, or even both, is also lurking in the canvases held in black by the berlin painter niels sievers (*1979). a dark landscape peels itself from the frame, emerging with a glow which resides only in the nuances in order to conceal itself once more behind the apparently identifiable. siever‘s paintings are a dance between disappearing and gleaming. not soft and intuitive, rather ominous and fickle are the moods that become visible in these obscurities and render much invisible-uncertain…
the berlin sculptor dennis feddersen (*1979) is, by contrast, direct and confrontational. his wooden sculptures are parasitically eating into the rooms, in order to usurp them. everything spatial in this form has been shifted, a form which makes scrawly demands on everything, winds its way, confident, purposeful and inexorable. form, here, marks out a language of its own, turns into controller and dominator in a moment, all is form all of a sudden, space is altered, has become organic. the viewer has to comply… and is being watched to boot, by the three women from hamburg. the artists ergül cengiz (*1975), henrieke ribbe (*1979) and kathrin wolf(*1974). they, too, conquer space, are larger than life in their presence on the wall, which is the ground of their paintings. not shy or reticent, but mostly imperious, ironic and with a confident gesture of “here we are”, the artists stage-manage themselves. they know they are at risk of disappearing, one day they will vanish into the white wall again, return to nothing, but while they are there they are everything to themselves, to the viewer, to the space…

alles/nichts/oder (all/nothing/or) inquires after what becomes visible in form, what might become visible, what options the abstract holds, if the de-objectified confronts the re-identifiable in figuration. how does gaze change when the unknown encounters the seemingly familiar? allegedly two worlds and yet so many common features. wherein lies meaning, how does it get there and what do we see: all in nothing? nothing in everything, or is everything all there is.

de

Die Galerie koal freut sich, ab dem 5. Juni 2010 ein Ausstellungsprojekt von der Dokumentarfilmregisseurin (u.a. Ich. Immendorff) und Kunstleidenschaftlerin Nicola Graef präsentieren zu können. Unter dem Titel alles/nichts/oder werden abstrakte Arbeiten von Künstlern aus dem Programm der Galerie auf gegenständliche Positionen von Kai Klahre, Niels Sievers und den 3 Hamburger Frauen treffen. 

Ausstellungstext von Nicola Graef:
da hängt sie, die leinwand, fast ganz weiß, fast nichts, vermeintlich nichts. denn in den bildern des berliner künstlers daniel biesold (*1964) ist alles im nichts verborgen. der betrachter wird allein gelassen, sich mit dem nichts zu beschäftigen, lässt er sich ein, kann er alles sehen, ist er gehetzt, wird er vielleicht nichts sehen, fragt er sich, was das soll, ist es schon zu spät… wenn sich figuren auflösen, dann entsteht unruhe. die unruhe, die nach schnellem verständnis verlangt. doch eine schnelle erklärung gibt es auch bei dem in nürnberg arbeitenden maler kai klahre (*1981) nicht. auf bis zu 10 zentimetern winzigen bildern, kämpfen sich die figuren aus der farbe heraus oder werden gleichermaßen von der farbe verschlungen. hier erscheint das ewige hadern zwischen dem sein und dem nichts, der hingabe und der aufgabe. klahres figuren suchen den halt in der form, um sich ihrer selbst zu vergewissern – doch das impliziert zugleich den zweifel, die suche und das verschwinden aller identität, es bleibt ein kampf um behauptung im raum des bildes, ein ringen um die vormundschaft der bedeutung, zwischen mensch und form…
der berliner fotograf ingo mittelstaedt (*1978) hält die form dagegen fest, inszeniert sie. vieles ist zu sehen, farbschichten, wie übereinander gestapelt, formverzerrungen. doch die bedeutung des gesehenen mag sich nicht so recht klären. da ist etwas, das könnte eine figur sein, oder auch ein abstraktes arrangement, oder vielleicht ist es doch nur ein schatten? ein papierstapel ins unkenntliche verfrachtet? nichts ist wie es scheint und doch scheint alles plausibel in den fotos… das nichts oder alles, oder auch beides, verbirgt sich auch in den schwarz gehaltenen leinwänden des berliner malers niels sievers (*1979). eine dunkle landschaft schält sich aus dem rahmen, erscheint nur leuchtend in nuancen, um sich schließlich hinter dem vermeintlich erkennbaren erneut zu verbergen. sievers bilder sind ein tanz zwischen dem verschwinden und dem aufleuchten. nicht sanft und eingängig, eher bedrohlich und wankelmütig sind die stimmungen, die in diesen dunkelheiten sichtbar werden und vieles unsichtbar-unsicher lassen…
direkt und offensiv dagegen der berliner bildhauer dennis feddersen (*1979). seine holzskulpturen fressen sich parasitär in die räume, um sich ihrer zu bemächtigen. alles im raum ist verschoben in dieser form, die so krakelig alles vereinnahmt, sich ihren weg bahnt, selbstbewusst, zielstrebig und unaufhaltsam. die form markiert hier eine eigene sprache, wird auf einmal zum beherrscher und bestimmer, alles ist auf einmal form, der raum ist verändert, selbst organisch geworden. der betrachter muss sich fügen… und wird auch noch beobachtet, von den 3 hamburger frauen. den künstlerinnen ergül cengiz (*1975), henrieke ribbe (*1979) und kathrin wolf(*1974). auch sie erobern den raum, sind überlebensgroß präsent auf der wand, die der boden ihrer gemälde ist. nicht schüchtern und zurückhaltend, meist fordernd, ironisch und mit einem selbtsbewussten gestus des „hier sind wir“ setzen sich die künstlerinnen selbst in szene. sie wissen, sie sind vom verschwinden bedroht, eines tages werden sie wieder in der weißen wand, im nichts verschwinden, doch so lange sie da sind, sind sie alles, für sich, für den betrachter, für den raum…

alles/nichts/oder fragt nach dem, was in der form sichtbar wird, werden könnte, welche optionen im abstrakten liegen, wenn sich das entgegenständlichte dem wiedererkennbaren der gegenständlichkeit gegenüberstellt. wie verändert sich der blick, wenn das unbekannte und das scheinbar bekannte aufeinandertreffen? vermeintlich zwei welten und doch so viele gemeinsamkeiten. wo liegt die bedeutung, wie kommt sie da hin und was sehen wir: im nichts alles? nichts in allem oder ist alles alles.